Barrierefreiheit in meinen Büchern
Vor eineinhalb Monaten habe ich erneut umfangreiche Aktualisierungen in sämtlichen Werken durchgeführt. Dieses Mal, um die Barrierefreiheit in meinen Büchern zu erhöhen. Nun stelle ich meine Bemühungen für ein barrierefreies Leseerlebnis vor.

Erst Mitte Mai 2025 hatte ich meinen Büchern Triggerhinweise hinzugefügt, was ebenso zeitaufwendig wie die gleichzeitige Aktualisierung meiner Autorenvita gewesen war. Im Juni 2025 habe ich meine Titel darüber hinaus barrierefrei gestaltet und bin ähnlich wie seit meinen 2019 umgesetzten Leseempfehlungen dadurch dem Thema gegenüber bewusster geworden. Doch wie kam es eigentlich dazu?
Zeitknappheit wegen mangelnder Information
Mitte Juni stieß ich bei den Distributionsplattformen auf einen Hinweis, der besagte, dass sämtliche neuveröffentlichte E - Books ab dem 28.06.2025 barrierefrei sein müssen. Ehrlich gesagt war ich etwas verärgert, da die Portale erst kurz vor knapp darüber informierten. Bei den wenige Wochen zuvor durchgeführten Aktualisierungen meiner Bücher waren nämlich noch keine Hinweise angezeigt worden. Nach dem Durchlesen der Informationen wusste ich, dass Kleinunternehmende, zu denen freiberuflich Schreibende wie ich zählen, vorerst von dem sogenannten Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) ausgenommen sind. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie in Zukunft nicht doch ebenfalls darunterfallen werden. Da neu erschienene E - Books erst seit Ende Juni barrierefrei sein müssen, wäre es gerade bei fortlaufenden Buchreihen unsinnig, die vor diesem Zeitpunkt veröffentlichten Werke im barrierevollen Zustand zu belassen.
Davon abgesehen, ist es für Betroffene schade, wenn ihnen bestimmte Titel, die sie gerne lesen würden, wegen der fehlenden Barrierefreiheit verwehrt blieben. Hatte ich vorher fälschlicherweise angenommen, dass E - Books von Haus aus durch ihre Schriftgrößeneinstellungen bereits barrierefrei wären, las ich mich durch das neue Gesetz in das Thema ein und erfuhr so, dass Menschen mit Seheinschränkungen wegen fehlender Beschreibungstexte oder eines falschen Layouts selbst in aktuellen Titeln auf Schwierigkeiten stoßen. Aus diesem Grund entschied ich mich, mein gesamtes Buchangebot zu aktualisieren, lediglich mein Archivblog und diese Website bleiben von den Änderungen unberührt.
Weshalb barrierefreie Inhalte benötigt werden
Ich arbeitete über eineinhalb Wochen lang durch, um die Änderungen bis zum Stichtag noch rechtzeitig umsetzen zu können. Allerdings musste ich zuvor erst einmal herausfinden, wie ich den Anforderungen an ein möglichst barrierearmes Lesen gerecht werden konnte. Dazu las ich mir einige Texte zu den technischen Voraussetzungen durch und erfuhr so, dass Grafiken und Bilder, die in E - Books eingefügt werden, Menschen mit Sehbeeinträchtigung Probleme bereiten können. Wenn sie über eine geringe Sehleistung verfügen, können sie diese (anders als schwarze Buchstaben auf weißem Hintergrund) kaum identifizieren. Blinde Personen können mit den Bildern erst recht nichts anfangen, weshalb sie Beschreibungen der darauf dargestellten Inhalte benötigen. Diese sollten nach Möglichkeit nicht länger als zwei Sätze - und selbstverständlich frei von Rechtschreibfehlern sein - denn nur so können Screenreader oder andere von Betroffenen eingesetzten Programme den eingegebenen Text, der Alternativtext genannt wird, richtig vorlesen. Auch sollten die Beschreibungen sensibel verfasst sein. Ein Beispiel: Auf diesem Cover sind verschiedene Obstsorten zu sehen klingt unglücklich formuliert. Besser ist folgender Wortlaut: Dieses Cover zeigt verschiedene Obstsorten.
Daneben ist es für seheingeschränkte Personen wichtig, Schriftgrößen, Schriftarten und ggf. Hintergrundfarben zu ändern oder den Kontrast zu verstärken. Diese Maßnahmen können meine Bücher dank ihrer elektronischen Form von Anfang an bewerkstelligen, hierbei kommt es jedoch auch auf die eigenen Endgeräte der Lesenden an. Im Vergleich zu Printbüchern, die wie auf dem Beitragsbild nur unter (elektronische) Lupen gehalten werden können, sind E - Books neben dem Umweltschutz, der Platzersparnis und der günstigeren Preise auch hier im Vorteil. Zudem benötigen die elektronischen Hilfsmittel eine gute inhaltliche Struktur, die u.a. mit interaktiven Inhaltsverzeichnissen gegeben ist. Diese erstellte ich bereits im April 2022.
Meine Herangehensweise an Alternativtexte
Erst einmal hieß es für mich, alle meine Cover zu betrachten und die Darstellungen darauf in ein bis zwei Sätzen wiederzugeben. Dabei achtete ich auf möglichst genaue und prägnante Beschreibungen, je nach Motiv nenne ich auch einige Farben. Dies mag zwar weniger hilfreich für von Geburt an blinde Menschen sein, allerdings jenen Personen, die Farben kennen, eine genauere Vorstellung von dem Cover geben. Nach der Ermittlung des Bedarfs, der in meinem Fall in der Regel aus einer Beschreibung des Covers, meines Autorenfotos sowie der (bei frühen Erscheinungen) am Buchanfang bzw. (bei späteren Werken) am Ende eingefügten Empfehlungen für weitere meiner Titel bestand, konnte ich mich an die Umsetzung begeben.
Einige der Alternativtexte bearbeitete ich mehrmals, bis ich die beste Beschreibung des Bildinhalts erlangt hatte. Danach setzte ich eine erste Anleitung zum Einfügen dieser Texte in meinem Debütroman, Cryptal City - Vier Jugendliche gegen eine Stadt, um. Dabei musste ich aber feststellen, dass der Text unter dem Bild angezeigt wurde, weswegen ich mit einer zweiten Anleitung eine andere Herangehensweise testete. Auch diese überprüfte ich anschließend, sie landete jedoch nicht in der entsprechenden alt - Zeile des E - Books. Aus diesem Grund musste ich nach 11 1/2 Jahren auf ein anderes Schreibprogramm umsteigen, welches zwar weitere Ausgaben verursacht hat, dafür aber eine bessere (und modernere) Bearbeitung - und eben Barrierefreiheit - bietet. Um zu gewährleisten, dass die Alternativtexte auch tatsächlich an den richtigen Stellen angezeigt werden, stand ich in engem Kontakt mit einer Distributionsplattform. Leider waren die ersten Beschreibungen für diese jedoch zu lang, sodass ich sie kürzen und mich dabei auf die wichtigsten Bildelemente konzentrieren musste. Ich kontrollierte jeden Titel einzeln, wobei ich auch zahlreiche Leerzeichen entfernte, die einem Screenreader Probleme bereiten können und eine komplett neue Formatierung erstellte - bei über 30 bisher veröffentlichten Büchern bedeutete das eine Menge Arbeit.
Vor allem Titel, die viele Bilder beinhalten, wie die grafischen Anleitungen in Schminken für Männer und optischen Aufwertungen in Wicca - Welt, waren umfangreich. Aber selbst in Werken, wo zusätzliche Grafiken nicht vermutet werden, wie in Cinderellio, waren welche enthalten. Darin hatte ich einige Satzanfänge in geschwungener Schrift eingefügt, um den märchenhaften Charakter meiner queeren Cinderella - Interpretation zu unterstreichen. In den Alternativtexten gab ich die auf den Bildern dargestellten Wörter an, damit diese nicht zu großen Unterbrechungen des (Vor)leseflusses führen.
Weitere Änderungen
Ein positiver Nebeneffekt des neuen Schreibprogramms ist die geringere Dateigröße. Bereits im Juni 2024 führte ich Dateneinsparungen durch, wozu ich auf ein sparsameres Bildformat setzte. Dadurch konnte ich die Größe meiner Titel in der Regel zwischen 50 - 70 Prozent reduzieren. Beispielsweise schrumpfte Tödliche Krähen auf diese Weise von 5,8 auf 1,77 MB. Nun konnte ich die Größen bei den meisten Werken um weitere zwei Drittel verringern, so weist der besagte Kurzroman jetzt eine Größe von 623 KB auf. Die kleineren Buchdateien sorgen durch verringerte Daten für mehr Umweltschutz, laden bei einem Kauf durch Lesende schneller herunter und bringen mir im Centbereich mehr Tantiemen durch weniger anfallende Übertragungskosten. Darüber hinaus werden die Bilder trotz ihres datenärmeren Formats etwas schärfer dargestellt. Ebenso gelang es mir nun endlich, die Größe aller Buchempfehlungen zu vereinheitlichen. Vor einigen Jahren konnte ich dies schon innerhalb eines Buches umsetzen, von Werk zu Werk hatten sich diese jedoch bisher unterschieden.
Da die Rechtschreibprüfung des neuen Programms etwas besser arbeitet, konnte ich noch weitere Fehler in meinen Titeln identifizieren und beseitigen. So fehlten an einigen Stellen Kommas, an anderen hatte ich den Dativ mit dem Genitiv verwechselt. Nach der Neuausgabe light im Mai haben alle Bücher also eine Neuausgabe light 2.0 erfahren.
Zur Kennzeichnung meines barrierefreien Portfolios auf dieser Website habe ich die Infobox auf jeder Buchdetailseite um den entsprechenden Punkt ergänzt. Darin gebe ich zukünftig an, dass die Texte angepasst und die Bildinhalte vorgelesen werden können (entsprechende Gerätefunktionen vorausgesetzt). Daneben habe ich alle Inhalte im Downloadbereich, wie beispielsweise den Jahresplan und die beiden kostenlosen Kurzgeschichten Ehrliche Reue und Better Stay Home, ebenfalls barrierefrei gestaltet.
Für einige Onlineshops nutze ich zusätzlich zu den Klappentexten Kurztexte, die meist ein bis zwei Sätze lang sind. Diese aktualisierte ich u.a. für Cryptal City und Mein Leben als Vegetarier, da ich in der alten Version darauf aufmerksam gemacht hatte, dass sie jetzt erhältlich waren und diese Angabe zehn Jahre nach ihrer Erscheinung einfach nicht mehr passte. Des Weiteren bekam Gefahr an Halloween einen neuen Kurztext spendiert, der sich nun mehr auf die Handlung bezieht. Zudem erwähne ich am Ende aller Klappentexte in den Onlineshops, dass es sich um barrierefreie Bücher handelt, wodurch Interessierte dort nicht lange nach Informationen suchen müssen.
In Wicca - Welt weise ich an mehreren Stellen auf andere Kapitel hin. Die Arbeit an den Alt – Texten nutzte ich, um nun Verlinkungen zu den jeweiligen Abschnitten herzustellen. Dabei konnte ich auch zwei im Heilsteine - Bereich und in der Energiespray - Anleitung falsch angegebene Kapitel korrigieren.
Seit November 2022 ist KI ein immer größeres Thema, auch im Buchbereich. In einem eigenen Beitrag habe ich bereits 3 Gründe genannt, weshalb ich meine Texte weiterhin ohne Künstliche Intelligenz schreiben werde. Weil sich die Programme für ihr Training munter an urheberrechtlich geschützten Werken tatsächlich kreativer Personen bedienen, habe ich die Aktualisierungen genutzt, um im Impressum meiner Bücher eindeutig darauf hinzuweisen, dass meine Inhalte nicht für das Training oder die Verwendung von KI - Programmen verwendet werden dürfen.
Fazit
Wer selbst gut sehen kann, benötigt die Bildbeschreibungen nicht. Wer jedoch Sehbeeinträchtigungen hat oder blind ist, für den stellt die textliche oder auditive Wiedergabe des Bildinhalts eine enorme Verbesserung der Lesequalität und damit der Lebensqualität sowie der Selbstbestimmung dar. Auch wenn ich mangels rechtzeitiger Informationen kaum Zeit für die Umsetzung hatte, bin ich froh, mit meinen Büchern künftig einen Teil zum barrierefreien Lesen beizutragen und freue mich, neben den Leseempfehlungen und Triggerhinweisen auch für dieses Thema in Zukunft sensibilisiert zu sein. Zudem haben meine Titel erneute Korrekturen erfahren und sind nun noch datenärmer, womit ich einen weiteren Beitrag zum Umweltschutz leiste.
Mein gesamtes Portfolio ist bereits seit Ende Juni 2025 mit den Alternativtexten in diversen Onlineshops erhältlich. Diese erscheinen nicht in den "normalen" Ausgaben, sondern können bei Bedarf von Screenreader - Programmen und elektronischen Sehhilfen abgerufen werden.