3 Gründe, weshalb ich als Autor keine KI nutze

08.06.2023

Die neuen Möglichkeiten, Texte von einer Künstlichen Intelligenz schreiben zu lassen, klingt für die ein oder andere schreibende Person vermutlich verlockend. Was ich über dieses Thema denke und weshalb ich meine Texte auch in Zukunft zu 100 Prozent selbst schreiben werde, erkläre ich Dir in diesem Beitrag.

Symbolfoto. Bildquelle: pexels-daniel-putzer-633409 von pexels.com / Eigene
Symbolfoto. Bildquelle: pexels-daniel-putzer-633409 von pexels.com / Eigene

Die Künstliche Intelligenz ist in aller Munde. Spätestens seit der Veröffentlichung von Chat - GPT im November 2022 durch die Softwarefirma OpenAI stellt sich für Autor*innen die Frage, ob sie weiterhin selbst schreiben oder lieber ein Programm für sich arbeiten lassen sollen. Aber auch Lesende stellen sich eine neue Frage, nämlich wer die Texte eigentlich verfasst hat, die sie lesen. In diesem Beitrag möchte ich weniger auf die allgemeinen Gefahren der Künstlichen Intelligenz eingehen, beispielsweise die Streichung von menschlichen Arbeitsplätzen und im privaten Bereich die Diskriminierung wegen der sexuellen Orientierung oder der Hautfarbe durch Computerprogramme. Hier möchte ich vielmehr drei Gründe nennen, weshalb ich bei meinen Texten weiterhin meine eigene Fantasie einsetze, statt Bücher von Algorithmen schreiben zu lassen. Vorab noch kurz zur Erklärung: korrekterweise sind Chat - GPT, Jasper, Neuroflash und Co. Chatbots mit einem großen Sprachmodell. Weil sich der Begriff der Künstlichen Intelligenz aber inzwischen dafür etabliert hat und die Programme in Zukunft sehr wahrscheinlich autonomer arbeiten werden, nutze ich ihn hier ebenfalls.

Grund 1: Ich bin der Autor

Natürlich ist es (deutlich) einfacher, mal eben ein Computerprogramm zu öffnen oder eine Website anzuklicken und eine Künstliche Intelligenz dazu aufzufordern, eine hundertseitige Geschichte zu schreiben, in welcher sich die Figuren pflanzlich ernähren und das gleiche Geschlecht lieben - dies sind die beiden Grundpfeiler, auf denen viele meiner Geschichten beruhen. Aber es sind eben meine Geschichten und hier liegt der erste Grund, weshalb ich meine Bücher weiterhin komplett selbst schreibe. Ich habe einen Ehrgeiz, der mich antreibt, eigene Werke zu schreiben. Würde dies ein Programm für mich erledigen, hätte ich zwar keinen Aufwand mehr, könnte aber auch nicht meinen Ehrgeiz befriedigen.

Ein Buch aus dem Nichts zu schreiben ist nicht einfach, einen zweihundertseitigen Roman wie Cryptal City noch weniger, aber selbst eine vierzehnseitige Kurzgeschichte wie Unforeseen Effects zu schreiben ist alles andere als leicht. Dennoch nehme ich mir die Zeit, ein paar Tage, Wochen oder Monate zu schreiben, die Geschichten dann etwas ruhen und in meinem Hinterkopf weiterarbeiten zu lassen, um danach weitere Monate oder gar Jahre für die Korrekturen aufzuwenden. Dazu kommen dann noch die Arbeiten am Klappentext, an Werbebeiträgen für meine Website und natürlich die Covergestaltung. Und weshalb dieser ganze Aufwand, der bloß mit ein paar Cent Tantiemen honoriert wird? Weil ich das Schreiben liebe. Weil ich das Geschichtenerzählen liebe. Weil ich mir für eine fiktive Problemsituation selbst eine Lösung ausdenken und Zeile für Zeile daraufhin schreiben möchte.

Grund 2: Mein eigener Anspruch und meine Erfahrungen

Der zweite Grund, weshalb ich meine Geschichten selbst schreibe ist, weil ich einen gewissen Anspruch daran habe. Ein Computerprogramm könnte zwar meine inhaltlichen Wünsche umsetzen, würde aber nicht mit meinen Formulierungen und Gedanken arbeiten können. Eine KI kann nur imitieren, aber nichts Originales erschaffen. Viele Ideen stammen aus meinen eigenen Alltagserlebnissen und meinen individuellen Lebensansichten. Zudem siedle ich meine Figuren mal mehr oder weniger nah an meiner eigenen Persönlichkeit an oder lasse diese in nachgestellten Situationen anders reagieren, als ich es getan habe. Damit kann kein Computerprogramm mithalten.

Indem ich 2014 angefangen habe zu schreiben und danach Buch für Buch geschrieben habe, habe ich Unmengen an Erfahrungen sammeln können. Mit der Zeit wurden mir dadurch einige Fehler bewusst, was mir ermöglichte, daraus zu lernen und in der Zukunft besser zu werden. Konkret bedeutet das, dass ich schon in der Rohfassung bestimmte Fehler vermeide und dadurch den späteren Korrekturaufwand geringer halte. Diese Erfahrung nutze ich aber nicht nur für zukünftige Geschichten, sondern auch für bereits veröffentlichte Bücher, so korrigiere ich gelegentlich meine längst erschienenen Geschichten und merze Fehler aus, die ich aufgrund meines damaligen Kenntnisstandes begangen habe und hebe sie sprachlich auf ein höheres Niveau, wie zuletzt die beiden Bände von Esmeralda ´ s mystische Geschichten. Hätte eine KI meine Bücher geschrieben, hätte ich nichts lernen können.

Grund 3: Ehrlichkeit

Der dritte und letzte Grund ist die Ehrlichkeit. Als Autor ist mir Ehrlichkeit genauso wichtig, wie als Privatperson. Wenn ich mein Autorenpseudonym über meinen Text setze, dann habe ich diesen (selbstverständlich) auch eigenhändig geschrieben. Mich mit fremden Federn zu schmücken, verbietet mir nicht nur meine Moral, sondern auch mein Stolz. Meinen Namen über den Text einer KI (oder eines realen Schreibenden) zu setzen, wäre so, als würde ich meiner Familie von einem Fallschirmsprung berichten, den ich ehrlicherweise nie wagen würde. Es wäre einfach falsch.

Meiner Meinung nach stehen Schreibende in der Pflicht, ihren Lesenden das zu bieten, wofür sie gezahlt haben. Das bedeutet ein Buch, welches sie selbst geschrieben haben und aus ihren eigenen Gedanken besteht. Schon vor Chat - GPT, Jasper, Neuroflash & Co. gab es wenig geistreiche "Autor*innen", die bereits veröffentlichte Geschichten wirklicher Autor*innen kopiert und damit dreist (sowie strafrechtlich relevant) plagiiert hatten. Der klare Gedanke dahinter hatte nur einen monetären Grund: mit wenig eigenem Aufwand möglichst viel Geld zu verdienen. Dass sie ihre zahlungsbereite Kundschaft damit belogen und den Autor*innen Schaden zugefügt hatten, war ihnen völlig egal. Dasselbe Prinzip erleben Lesende inzwischen mit der Künstlichen Intelligenz. Statt sich wirklich Gedanken zu machen, eine eigene Handlung auszudenken und zu einer Geschichte auszuarbeiten, wird einfach ein Programm damit beauftragt. Wer keine eigenen Ideen hat oder diese nicht umsetzen will/ kann, sollte es lernen oder lassen. Von denselben genannten Firmen gibt es sogar Bildprogramme, sodass diese Form der besonders faulen "Autor*innen" auch keinerlei eigene Anstrengung in ein Coverdesign investieren muss. Das einzige, was diese Gattung tatsächlich selbst schreibt, ist die Angabe zu ihren Kontodaten bei den Distributoren, um das Geld aus den Buchkäufen zu kassieren.

Ohne KI den Fehlern auf der Spur

Doch kommen meine Bücher tatsächlich ohne fremde Hilfe aus? Ja, denn neben dem Erfinden einer eigenen Handlung und dem Entwickeln des Plots, schreibe ich die Geschichten komplett selbst. Ich übernehme sogar die Korrektur und den Satz sowie das Schreiben des Klappentextes. Als freiberuflicher Autor wäre alles andere auch nicht machbar, da die Inanspruchnahme eines Lektorats und Coverdesigns horrende Summen verschlingt, die über die Einnahmen nie wieder ausgeglichen werden. Darüber hinaus schreibe ich die Beiträge für diese Website ebenfalls selbst. Die Rohfassung meiner Geschichten fertige ich seit einigen Jahren handschriftlich an; ganz klassisch auf recyceltem Papier und mit einem Kolbenfüller. Nach den ersten Korrekturen darauf tippe ich den Text ab, damit er für das geplante E - Book digital vorliegt. Anschließend führe ich am PC monate - oder jahrelang Korrekturen durch, streiche unnötige Sätze, füge neue an notwendigen Stellen an, schließe Logiklücken innerhalb der Handlung und korrigiere Rechtschreibfehler.

Bei dieser Arbeit hilft mir die bei meinem simplen Schreibprogramm eingeschaltete Rechtschreibprüfung, die ohne KI auskommt und meine Eingaben anhand eines Wörterbuches auf die Richtigkeit abgleicht. So wird mir lediglich angezeigt, ob ich versehentlich Ich bin der Auotr oder richtigerweise Ich bin der Autor geschrieben habe. Einen Einfluss auf den Satzbau oder gar den Inhalt meines Textes hat das Programm jedoch nicht - das würde ich auch gar nicht wollen, da ich meine Kreativität nicht nur zum Erfinden neuer Welten, sondern auch zum Beseitigen von schriftstellerischen Fehlern nutzen möchte.

Fazit

Während ich sehr viel Zeit und Herzblut in jede meiner Geschichten investiere, klatscht eine KI ein ganzes Buch in wenigen Minuten hin - umsonst, also muss dafür auch kein teures Geld verlangt werden. Wer ein computergeneriertes Buch lesen möchte, wird ein Programm damit beauftragen eines zu schreiben. Das bedeutet aber nicht, dass dieses auch unter dem eigenen Namen oder Pseudonym verkauft werden muss, um für lau Geld zu erhalten. Und vor allem bedeutet das anspruchslose Bedienen einer KI nicht, sich selbst als Autor*in bezeichnen zu können.

Auch in Zukunft wirst Du von mir Bücher lesen können, die ich zu 100 Prozent selbst geschrieben habe. Das gilt auch für die Beiträge auf meiner Website. Ich liebe es viel zu sehr, mir eigene Handlungen auszudenken und diese zu Geschichten auszuarbeiten, als dass ich mich mit fremden Federn schmücken würde. Ich finde auch, es den Leser*innen schuldig zu sein, ein Buch selbst geschrieben zu haben, dafür zahlen sie im besten Fall schließlich.

© 2015 - 2024 Autor Denny van Heynen | Alle Rechte vorbehalten.
Unterstützt von Webnode Cookies
Erstellen Sie Ihre Webseite gratis!