10 Jahre "Mein Leben als Vegetarier": Was sich in dieser Zeit geändert hat
Zum zehnten Jubiläum meines Sachbuchs Mein Leben als Vegetarier gibt es wieder einen neuen Beitrag meiner 10 Jahre - Reihe. Lies darin nach, wie mein Buch entstanden ist, schaue Dir den Laptop an, auf dem ich es geschrieben habe, erfahre wie es heute aussehen würde und welche Schwierigkeiten ich inzwischen beim wöchentlichen Einkauf habe.

Unsere Gesellschaft hat sich in dem zurückliegenden Jahrzehnt ziemlich verändert - auch im Hinblick auf die pflanzliche Ernährung. Bezeichneten sich 2015 in Deutschland noch mehr als 5 Millionen Menschen als vegetarisch und 0,85 Millionen als vegan, waren es 2024 8,43 Millionen vegetarisch lebende und 1,47 Millionen vegan lebende Personen. Diese Zahlen sind erfreulich, denn sie zeigen dem Handel, dass eine größere Nachfrage nach pflanzlichen Lebensmitteln besteht. Daneben gibt es aber Entwicklungen, die für einige Menschen, darunter auch mich, weniger erfreulich sind. Erfahre in diesem Beitrag, welche das sind und wie ich die Arbeit an meinem Buch reflektiere. Viel Spaß bei diesem Special!
Die Entstehung von Mein Leben als Vegetarier
Ich erinnere mich noch gut an die Entstehung meines Sachbuchs. Damals war ich nach meinem ersten Roman (und allerersten Werk überhaupt) Cryptal City - Vier Jugendliche gegen eine Stadt sowie der darauffolgenden Kurzgeschichte Schokosucht auf der Suche nach Ideen für Bücher außerhalb des fiktionalen Bereichs. Mit Schminken für Männer kam mir dann der Einfall für einen Schminkratgeber und weil ich mich in dieser Zeit sehr mit einer neuheidnischen Naturreligion identifizierte und auseinandersetzte, verfasste ich mit Wicca - Welt ein entsprechendes erstes Sachbuch. Doch weil ich mich danach noch nicht wieder an einen fiktiven Stoff begeben wollte, entschloss ich mich über ein Thema zu schreiben, welches ich bereits in meinen ersten beiden Titeln behandelt hatte: meine vegetarische Ernährung. So wie für mich selbst, wählte ich auch für meine Figuren eine pflanzliche Nahrungsweise aus: Eine Sache, die sich zu einem von zwei Grundpfeilern meiner Geschichten entwickelte.
Als die Erstfassung von Mein Leben als Vegetarier im Frühjahr 2015 entstand, ernährte ich mich bereits über sieben Jahre vegetarisch und hatte dementsprechend genug Erfahrungen gesammelt, um das Buch zu schreiben. Dies tat ich übrigens auf einem schwarzen 15,6 Zoll großen Laptop von Fujitsu, genauer gesagt auf dem Modell Lifebook AH502. Diesen besaß ich bis Januar 2025, wenn ich ihn auch seit vielen Jahren nicht mehr zum Schreiben, sondern nur noch für private Projekte genutzt hatte.

Verhaltenes Interesse - eine Grundsuche
Weil ich jedoch nicht mit erhobenem Zeigefinger
über meinen Weg zum Vegetarismus berichten wollte, entschied ich mich für einen eher neutralen Erzählstil. Obwohl ich das Schwingen mit der Moralkeule weitestgehend vermied, war die Kaufbereitschaft bei Interessierten nach der Erscheinung verhalten. Ich kann nur mutmaßen, dass dies am geringen Buchumfang lag, der mit über 6000 Wörtern kleiner als in meinen anderen Werken ausfiel. Dennoch besaß mein Schminkratgeber noch weniger Wörter und war erfolgreicher. Daher hatte vermutlich auch das Genre seinen Anteil an der bescheidenen Kauflust, denn obwohl das Thema pflanzliche Ernährung schon 2015 phasenweise auf mediales Interesse stieß, war die Bereitschaft, ein Sachbuch mit einem Erfahrungsbericht darüber zu lesen, offenbar kaum vorhanden.
So entwickelte sich der Titel zu einem Sorgenkind. Am Preis kann das eher weniger gelegen haben, da ich meine Veröffentlichung - eben aufgrund des geringeren Wortumfangs - schon stets günstiger als andere angeboten hatte. Wahrscheinlich ist der Grund eher in den fehlenden Rezepten zu suchen, denn offenbar wollte die potentielle Kundschaft weniger über Beweggründe zu meinem Nahrungswechsel erfahren, als vielmehr vegetarische Kochanleitungen erhalten.
2015: Eine andere Welt
Neben meinen Erfahrungen und meinen Ansichten, schilderte ich in Mein Leben als Vegetarier auch mein Erleben des wöchentlichen Einkaufs. Vor zehn Jahren war die Welt tatsächlich noch eine andere. Damals waren vegetarische Produkte zum Teil deutlich günstiger als Fleischwaren. 2011 gab es bei Netto leckere große Wienerle und Schnitzel auf Basis von Weizeneiweiß. Im Reformhaus in meiner Innenstadt konnte ich eine vegetarische Fleischwurst kaufen und entweder einen ganzen Ring (450 Gramm für 5,59€) oder einen halben (225 Gramm für 2,99€) erwerben. Diese Soja - Fleischwurst verwendete ich jahrelang in Würfel geschnitten für meinen in meiner Familie beliebten Nudelsalat. Hin und wieder aß ich sie auch mit etwas Senf pur oder in dünne Scheiben geschnitten auf einem Brötchen. Soja - Bolognese gab es ebenfalls in dem besagten Reformhaus (250 Gramm für ca. 2,99€).
Als die vegetarischen Produkte aus dem Netto - Sortiment verschwanden, musste ich in die nächstgelegene Stadt, um bei Kaufland Schnitzel, Nuggets und Hamburger - Patties zu besorgen. Zwei vegetarische Schnitzel kosteten damals 1,79€. Diese fand ich jahrelang vom Geschmack her am besten. Die Nuggets verwendete ich für das Raclette oder für selbstgemachte Wraps. Von den leckeren Hamburgern konnte ich gar nicht genug bekommen. In den Sommermonaten gab es dort auch einen Grill - Mix, der aus zwei verschiedenen Patties und einem Grillspieß bestand. Aus Tofu (200 Gramm für 1,79€) stellte ich selbstgemachte Frikadellen her. Rewe hatte kurzzeitig vegetarisches Zwiebelmett im Angebot, welches ich später aus Reis, Tomatenmark und Gewürzen nachmachte.
2025: Eine vollkommen andere Welt
Wie ich es in meinem Kapitel Wie es sich als Vegetarier lebt schrieb, hatte ich es 2015 tatsächlich nicht so weit, um meine Einkäufe zusammen zu bekommen. Der einzige Unterschied zu Fleisch essenden Menschen war der, dass ich nie alle Produkte in einem einzigen Geschäft erhielt, sondern jeder Laden ein anderes Sortiment bereitstellte. Aber da ich wusste, wo es was gab und gut zu Fuß war, war das kein Problem. Heute, 2025, sieht das ganz anders aus. Nicht nur, dass ich mich seit 2017 komplett vegan ernähre, nachdem ich schon ab 2015 immer mehr vegane Produkte ausprobierte - und 2018 ein entsprechend neues Kapitel für mein zweites Sachbuch schrieb - hat sich beim Einkauf auch sehr viel verändert.
Netto ist für mich längst keine Adresse mehr für pflanzliche Ernährung (war es 2015 aber auch immer weniger). Der Reformladen wurde schon vor Jahren geschlossen, nachdem er immer wieder Lieferschwierigkeiten hatte. Seit einigen Jahren nutze ich eine Soja - Bolognese zum selbst anrühren. Circa 2020 wurde die Produktion der leckeren Hamburger - Patties eingestellt. 2021 eröffnete in meiner Stadt zwar eine eigene Kaufland - Filiale, weswegen ich etwas Fußweg einsparte. Lange währte die Freude jedoch nicht, denn nach einer gelungenen Umstellung von vegetarischen zu veganen Schnitzeln stellte der Supermarkt 2023 nahezu alle (mittlerweile veganen) Produkte von Weizeneiweiß auf Soja - und Erbsenprotein um. Mit dem Hype um die Burger von Beyond Meat im Jahr 2019 haben inzwischen immer mehr Firmen ihre Produkte auf Proteinbasis umgestellt. In geschätzt über achtzig Prozent der veganen und vegetarischen Fleischersatzprodukte sind derzeit Erbsenprotein und Sojaprotein enthalten. Selbst das Stiel - und Waffeleis, welches früher aus Sojabasis bestand, wird inzwischen mit Erbsenprotein hergestellt!
Damit sind für mich die meisten aktuellen Produkte ungenießbar, denn schon 2019 merkte ich, dass ich allergisch auf diese Proteine reagiere. Davon bekomme ich starke Bauchschmerzen, Krämpfe und Übelkeit. Aus diesem Grund muss ich mittlerweile auf viele Lebensmittel verzichten, die ich früher gerne gegessen habe - weil die Unternehmen seit den 2020ern in beinahe ihr gesamtes pflanzliches Sortiment eben jene Proteine hineinpumpen. Eine leicht bekömmliche Version von Eis, Schnitzel & Co. ist so gut wie vom Markt verschwunden und falls sie doch irgendwo erhältlich ist, dann oft nur in Hipster - Onlineshops mit saftigen Preisen. Und hier bin ich schon bei einem Thema, welches nicht nur Menschen mit pflanzlicher Ernährung betrifft, sondern auch alle anderen:
Durch die (teilweise von der Merkel - Regierung selbst verschuldeten) Preiserhöhungen in der Corona - Zeit, dem leider zurzeit noch immer andauernden Ukraine - Krieg, der aus diesen beiden Krisen resultierenden Inflation und die extrem gestiegene Gier der Unternehmen sind eben auch die Preise aktuell auf einem hohen Niveau. Die Inflation bei Nahrungsmitteln lag im Februar 2025 bei 2,3 Prozent. 2015 und noch einige Jahre später war es wesentlich günstiger, frisch selbst zu kochen. Seit 2022 sind Fertiglebensmittel ironischerweise oftmals deutlich billiger, als frisches Obst und Gemüse! Das ist ein eklatantes Versagen der Politik, die es damals nicht für nötig hielt, sich gegen den Lobbyismus der Zuckerlobby zu stellen und gleichzeitig dem Preiswucher bei gesunden Lebensmitteln mit entsprechenden Gesetzen entgegenzuwirken. Und sie tut es noch immer nicht. Die Wirtschaft ist dem deutschen Staat leider wichtiger, als eine gesunde Ernährung seiner Gesellschaft. Das daraus resultierende steigende Mehrgewicht der Bevölkerung (das massive Belastungen des Gesundheitssektors zur Folge hat) wird billigend als Kollateralschaden in Kauf genommen.
Negative aktuelle Entwicklungen
Die Kundschaft muss ihren Euro nicht mehr doppelt, sondern drei - oder vierfach umdrehen und sehr genau mit ihrem Budget umgehen. Davon bleibe auch ich nicht verschont. Bei jedem Wocheneinkauf komme ich an der Kasse ins Schwitzen, ob das regelmäßig erhöhte Wochenbudget überhaupt noch ausreicht. Doch durch meine Proteinallergie habe ich zumindest den "Vorteil", dass ich keine Fleischersatzprodukte mehr kaufe - weil ich die derzeit verfügbaren einfach nicht vertrage. Daher mache ich meine Schnitzel aus Tofu inzwischen notgedrungen selbst und liege damit ein paar Cent unter den veganen Fertigschnitzeln aus Discountern und Supermärkten. Und bei den restlichen tierischen Ersatzprodukten bleibt mir nur der Verzicht.
Eine fatale Entwicklung gab es seit Corona bei Gemüse und Obst. 3,99€ für Äpfel und 8,99€ für Erdbeeren (je ein Kilo) sind kaum noch bezahlbar. Eine vitaminreiche Kost ist jedoch nicht nur für Menschen, die sich pflanzlich ernähren, sondern für alle wichtig. Wer heute gesunde, natürliche Lebensmittel kaufen möchte, muss leider inzwischen mehr zahlen, als Personen, die sich ungesund ernähren. Zwar wurden in den letzten Jahren auch Süßigkeiten teurer, die Preissteigerungen hielten sich im Vergleich zu Obst aber in Grenzen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass viele Seiten der (Online -) Prospekte sowie Preissenkungen aus Keksen, Schokolade und Co. bestehen. Fleisch ist mittlerweile teilweise sogar günstiger als Fleischersatzprodukte zu haben und einige Firmen, die vegane Produkte zu deutlich übertriebenen Preisen als "Luxus" verkaufen, sind zu einem echten Problem für den veganen und vegetarisch lebenden Teil der Bevölkerung geworden. Zudem betreiben die Supermärkte und Discounter mit verschiedenen Tierwohl - Labels Greenwashing - am Ende steht nämlich stets das Schlachthaus. Durch die ständigen Geldsorgen entscheiden sich die Menschen in der Regel für das günstigste Essen - womit weder den Tieren, noch der Umwelt geholfen ist.
Wie würde Mein Leben als Vegetarier heute aussehen?
Wenn ich mein Sachbuch heute noch einmal schreiben würde, würde es natürlich Mein Leben als Veganer heißen. Und ich würde darin die Preispolitik vieler Unternehmen sowie die Versäumnisse der Politik anprangern. Wahrscheinlich würde ich in einem Kapitel von meinen früheren Erfahrungen berichten und in einem späteren Abschnitt die so gut wie alternativlose Umstellung auf Pflanzenproteine kritisieren, von denen natürlich nicht nur ich betroffen bin. Auch wenn es zum Thema Proteinallergie selbst 2025 noch sehr wenige Daten gibt, haben laut meiner Recherche neben mir viele andere Personen ihre Probleme damit, denen dementsprechend ebenfalls etliche Produkte verwehrt bleiben.
Mein Leben als Veganer wäre im Gegensatz zu Mein Leben als Vegetarier also wesentlich kritischer verfasst und würde manche Punkte - zugegebenermaßen - weniger naiv angehen. So würde ich meine Sichtweise weniger nur auf meine Situation beschränken, sondern mein Blickfeld auf andere Menschen ausweiten. Ironischerweise ist eine vegane Ernährungsweise 2025 für mich deutlich schwerer, als es eine vegetarische 2015 war.
Fazit
Wenn ich mein Sachbuch heute lese, erinnert mich dies an eine gute alte Zeit - sowohl was private Umstände, als auch den Wocheneinkauf und zahlreiche inzwischen nicht mehr hergestellte Produkte betrifft. Durch meine veränderte Ernährungsweise würde der Titel leicht anders lauten und durch aktuelle Entwicklungen würde ich den Inhalt etwas kritischer verfassen und öfter den Blick über meinen Tellerrand wagen. Dennoch bin ich froh, dieses Werk geschrieben zu haben, dient es heute doch noch immer als Inspiration zu einem tier - und umweltfreundlicheren Lebensstil sowie als wunderbares Zeitdokument.
Zum zehnjährigen Jubiläum meines Sachbuches ist Mein Leben als Vegetarier vom 25. August - 06. September 2025 für nur 1,99€ statt 2,49€ in diversen Shops erhältlich!