Jedem Ende wohnt ein Neuanfang inne

28.04.2022

Das letzte Jahr verlief leider nicht so positiv für mich, weshalb der Gedanke im Raum stand, mit dem Schreiben aufzuhören. Jetzt möchte ich berichten, wie ich die Krise nutzte, um aus einem Ende einen Neuanfang zu machen.

Symbolfoto. Bildquelle: pexels-cottonbro-4065864/ pexels-ana-arantes-3006228/ pexels-sunsetoned-5968896 von pexels.com / Eigene
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August 2021: Es war für meine Leser*innen und Blogbesucher*innen ein Schock, als ich auf dieser Website verkündete, mit dem Schreiben aufzuhören. Schon etliche Monate zuvor hatte ich mit dem Gedanken gespielt und so lange mit der Bekanntgabe gewartet, bis ich mir sicher war. Aus persönlichen und gesundheitlichen Gründen ging einfach nichts mehr. Als sich ein weiterer Schicksalsschlag abzeichnete, beschloss ich die aktuelle Geschichte, an der ich arbeitete, noch zu beenden und danach mit dem Schreiben aufzuhören. Als der Schicksalsschlag dann mit voller Wucht eintraf und mich überrollte, war ich wie gelähmt. Der Spaß war verflogen. Der Tropfen hatte das Fass zum Überlaufen gebracht und mich sagen lassen: Jetzt reicht es. Ich packte meine Schreibutensilien weg, mottete meine Notizen für weitere Bücher ein, räumte meinen Desktop gründlich auf und verfasste den Beitrag auf der Aktuelle Projekte - Seite. Danach konnte ich wochenlang nicht einmal den PC öffnen, weil mich dessen Nutzung regelrecht anekelte. Jetzt lauteten meine Gedanken: Buchstaben und Texte? Widerlich! Bücher und Geschichten? Können von nun an andere schreiben!

Nach einer Weile begann ich wieder zu lesen - viel zu lesen - schaute mir Filme an und entschied mich bewusst dazu, nur noch zu konsumieren, mir keine Gedanken mehr über fremde Rechtschreibfehler zu machen und widersprüchliche Filmhandlungen so hinzunehmen, statt wie üblich darüber zu debattieren. Ich glaubte nicht, dass ich 2021 und darüber hinaus noch einmal einen Stift in die Hand nehmen würde, um zu schreiben - ja, jetzt waren sogar die lästigen Einkaufszettel irgendwie gut, schließlich musste ich dabei nicht groß nachdenken. Eines Tages wurde mir ein neuer Schreibblock aus Recyclingpapier geschenkt, den ich beinahe undankbar annahm, empfand ich diese Geste in meiner Situation doch als höhnisch. Ich wusste, dass ich in einer tiefen Krise steckte, aber es gab keinen Ausweg. Alles war auf einmal sinnlos geworden. Mehr als sechs Jahre meiner Autorentätigkeit stellte ich plötzlich infrage. Die Ideen für neue Handlungen, die unregelmäßig in mir aufploppten, unterdrückte ich mehrmals, bis erst einmal nichts mehr kam.

Anfang November, kurz vor meinem siebten Autorenjubiläum, kam dann doch wieder eine Idee. Erst wollte ich sie verwerfen, weil ich nicht nur schon genug Ideen im Giftschrank hatte, sondern sie auch gar nicht realisieren wollte. Allerdings wurde sie immer konkreter, sodass ich sie zwiegespalten aufschrieb. Danach begann ich mich wieder damit auseinanderzusetzen, damit, was in den letzten Monaten passiert war und wie es sich auf mich ausgewirkt hatte, aber auch mit meiner Autorenarbeit. Allmählich spürte ich, dass ich weitermachen wollte, zuvor wollte ich jedoch noch einige Fragen klären:

- Macht mir das Schreiben noch Spaß?

- Was gibt es mir?

- Was plane ich für die nächsten Wochen und Monate?

Bereits die erste Frage war unerwartet leicht zu beantworten. Natürlich machte mir das Schreiben Spaß, das hatte es fast immer und trotz der Momente, in denen es anstrengend gewesen war, war ich stets in meinem Element. In den Monaten zuvor hatte ich mir vergeblich neue Hobbys gesucht, die mich nicht erfüllten. Während ich diese Frage klärte, verstand ich, dass das Schreiben jene Sache war, die mich erfüllte, was die nächste Frage beantwortete. Es gab und gibt mir sehr viel, beispielsweise ermöglicht es mir, meine Sorgen, Ängste und Erlebnisse aufzuarbeiten, die ich natürlich auch in der schreibfreien Zeit hatte - nur gab es währenddessen keinen Katalysator. Daneben waren es die Rückmeldungen meiner Leser*innen, die mich nach wie vor erreichten. Nein, die sechs Jahre waren nicht umsonst gewesen, denn wenn ich auch oft zu übereifrig gewesen war und insbesondere in der Zeit meines alten Autorenblogs zu viel Zeit mit wenig aussichtsreichen Projekten vergeudet hatte, gaben mir die Jahre und das Schreiben stets Halt und eine Perspektive. Die letzte Frage war, was ich für die Zukunft plante. Insbesondere auf dieser Website wollte ich nach wie vor kürzer treten und meine Zusammenarbeit mit Blogger*innen weiterhin auf Eis legen. Auch Schreiben wollte ich seltener, um den Druck zu reduzieren, den Schreibende nur zu gut kennen. Eine Reduktion in allen Bereichen war mein oberstes Gebot. Ja, nur so konnte aus einem Ende etwas Neues entstehen.

Während meines Jubiläums begann ich dann mit einer neuen Geschichte, verfasste neue Beiträge für meine Website, plante wieder Sales und arbeitete liegengebliebene Projekte auf. Dabei spürte ich, wie viel Kraft mir jede einzelne dieser Aufgaben gab und dass meine Entscheidung die richtige war. Rückblickend war es sowohl damals für mich kaum vorstellbar weiter zu schreiben (und dann sogar nur wenige Monate später doch wieder damit zu beginnen), noch, damit aufzuhören. Meine Krise lehrte mich einige Lektionen, u.a. diese, es in der Zukunft ruhiger anzugehen und besser zu machen. So passte ich für meine Situation eine Zeile aus Hermann Hesse´s Gedicht an: Jedem Ende wohnt ein Neuanfang inne.

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